"Die Frage ist dann, ob der technische Fortschritt im Sinne einer Steigerung von Lebensgenuss und Lebensglück überhaupt etwas 'bringt'. Sicher gibt es im Augenblick der Veränderung so etwas wie Freude oder Erleichterung - man denke an die Zeiten, als es zum ersten Mal Telefon, Radios, Fernsehen, Düsenflugzeuge, neue Medikamente oder Rechenmaschinen gab. Aber diese neuen Errungenschaften werden nur allzu schnell als selbstverständlich angesehen, und wir fühlen uns bald von den negativen Seiten, die sie mit sich bringen, bedrängt. (...) Es ist so, als würde sich das Lebenstempo beschleunigen, ohne dass man sich von der Stelle rührt."
Alan Watts, DIE ILLUSION DES ICH (1966)



UNSER KOMMENTAR ZU TORSTEN BRÜGGES BEGRIFF: www.connection.de/index.php/blog/entry/lass-mich-mit-der-welt-in-ruhe-weltabgewandtheit-weltzugewandtheit-in-3-phasen

 

Lieber Torsten, wir begrüßen den Begriff einer "Neuen Weltgewandtheit" sehr. Allerdings halten wir den Unterschied zwischen einer "absoluten Sichtweise" und einer "relativen Welt" für nicht radikal nondual. Wenn Du vom "Überfließen der inneren Fülle", dem "ewigen Sein" und der "Quelle" schreibst, so wirkt das sehr dualistisch, als ob es da doch einen gewissen spirituellen INHALT gibt, aus dem heraus die neue Weltgewandtheit folgt. Aber folgt sie nicht aus dem NICHTS ???

 

Mit dem "Nichts" meinen wir den Nullpunkt (Satori) der Wahrnehmung, in dem die sogenannte "Wahrheitsmedaille" KEINE Seite hat, wodurch es weder eine Abgewandtheit noch eine Zugewandtheit als Richtung des Bewusstseins mehr gibt, sondern nur noch die Aufrichtung des nackten Da-Seins im Gewand der Welt. Jede Bewegung wird hier und jetzt als absolut UND relativ empfunden, jedes Jetzt IST in seinem So-Sein vollkommen. Wir sehen in der Umschreibung der sogenannten "absoluten Sichtweise" als "ewiges Sein" oder "Quelle" eine gewisse Gefahr der esoterischen Romantisierung, Stilisierung und Idealisierung des Nullpunktes, was sehr schnell ins Ideologische umkippen kann. Dann beginnt wieder der alte Streit zwischen den diversen Ansätzen, WAS denn genau "Freiheit" und "Liebe" zu sein hätte...

 

WIR sind absichtlich anonym, weil wir ein Zusammenschluss aus ganz unbekannten und sehr etablierten Autoren sind, die den Leser einerseits nicht durch ihren Namen als Gütesiegel beeinflussen wollen und andererseits nicht mangels Bekanntheitsgrad ignoriert werden wollen. Wir sprechen Empfehlungen aus, wenn uns etwas begeistert und auffällt - und da es bei jedem Kommentar oder Essay zu einem Konsens zwischen uns allen kommen muss, ist das logistisch etwas aufwändig (auch das hier und jetzt Geschriebene musste zunächst an alle gemailt und bestätigt werden). Insofern bitten wir um Entschuldigung, wenn eine gewisse Zeitverzögerung eintritt. Aber einer von uns versucht zumindest immer, verantwortlich aufmerksam für alle zu reagieren. Das "Hochherrschaftliche" nimm bitte als Karikatur, so wie auch unseren Clubnamen; denn darin verrät sich unser selbstironischer Humor. Als wir uns den Namen "Liga" gaben, haben ALLE schallend gelacht, weil es eben satirisch gemeint ist. Es treibt die "Arroganz des Absoluten" auf die Spitze :-) Nun inhaltlich zu Deiner Antwort: zunächst einmal ganz herzlichen Dank dafür, dass Du Dir überhaupt so viel Zeit für eine so lange Antwort genommen hast! Mit Deinem Erdbeer-Artikel waren wir bereits vertraut. Unsere Lieblingsstelle darin (Du wirst es Dir denken können) ist die Formulierung "Eigenschaftslosigkeit der Nicht-Erfahrung". Davon ausgehend, von dieser "absoluten" Erfahrung (Erleuchtung) her, gibt es für uns KEIN PARADOXON MEHR. Die Welt erscheint uns als sichtbare Ebene der Leere, ähnlich wie die Quantenphysiker wissen, dass die Materie sowohl Teilchencharakter als auch eine Wellenfunktion hat. Solange Du aber dualistische Wörter wie "Quelle" (als Gegenteil von u.a. Fluss und Ozean) und "ewiges Sein" (als Gegenteil von vergänglichem, endlichen Sein) verwendest, widersprichst Du doch Deiner eigenen Erkenntnis der nondualen Eigenschaftslosigkeit. Denn die Psyche interpretiert diese Wörter als Eigenschaften und ergötzt sich daran. Nonduales Wahrnehmen empfinden wir, die Liga, als "transparadoxes" Bewusstsein, das NEUE Wörter, Neologismen (wie Deine wundervolle Erfindung der "Weltgewandtheit") benötigt, um auch sprachlich den verführerischen Dualismus zu überwinden. Kannst Du eventuell selber auch weiter in diese Richtung denken und versuchen, alle Dualismen zu vermeiden? Schon bei dem leisesten Versuch ertappt man sich ja leicht dabei, an welchen Begriffen (esoterischen, spirituellen, religiösen Floskeln) man doch irgendwie "hängt" und wie schwer es einem fällt, wirklich nicht-paradox jenseits des Dualismus' zu formulieren. Aber das Formulieren folgt ja dem Fühlen. Und sowohl Du als auch wir wissen ja, wie "es" sich anfühlt und sind daher darum bemüht, die passenden Worte zu finden und die "alten" zu vermeiden. Wir sagen zum Beispiel in unserer Funktion als einzelne, individuelle Lehrer in unseren jeweiligen Dunstkreisen den Fans und Adepten unserer Schriften (darunter echte Bestseller, aber auch kleine, fast ungelesene Blogs in den Tiefen des Internets) und unserer Seminare nie, dass Satori die Wahrnehmung von etwas "Absolutem" ist, sondern im Gegenteil: dass sie sich darauf gefasst machen müssen, ALLER (!) Illusionen beraubt zu werden (auch der Illusion des Absoluten!) und danach mit eben NICHTS dazustehen. Dieses "Nichts" lässt sich nicht "haben", da es eine eigenschaftslose Nichterfahrung ist. Es ist nur das Ankommen "ohne alles in allem". Ja, OHNE ALLES IN ALLEM. Das klingt paradox. Aber es ist nicht paradox, weil es dasselbe ist: "ohne alles" ist ein Pleonasmus von "in allem". Kein esoterischer Haltegriff mehr an irgendwas. Wir meinen, eine Verbindung von Politik und Spiritualität braucht auch eine neue Sprache, die aus dem Seinsmodus kommt, anstatt aus dem Habensmodus (um hier einmal den Dualismus von Erich Fromm heranzuziehen). Eine Sprache, die alles Substanzlose weglässt und Tacheles redet. Eben auch in bezug auf die spirituellen, schöngeistigen, traditionsreichen, ach so wohlklingenden Begriffe der Meditation, die uns falschen Honig um den Mund schmieren... Wie siehst Du das? Du findest uns übrigens auch auf facebook, wir haben eine Seite gegründet. Hochachtungsvoll, aus der nahen Ferne, die Ligaisten

 

P.S. Torsten, wir möchten Dich hiermit ausdrücklich einladen, einen geeigneten Beitrag von Dir für die Gast-Rubrik auf unserer Homepage einzureichen! Die Diskussion über das Nonduale und seine Fallen und Tücken ist uns ein Hauptanliegen...

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connection spirit 11-12/2014: Gründungsmanifest der LDL

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2002 hatte die neue Satsang-Bewegung ihren Zenit bereits überschritten. Aus Satsang wurde allmählich Satire, aus Erleuchtung wurde Erschöpfung: das spirituelle Burn-out machte sich breit. Umso leichter wurde es, sich in einen Guru zu verwandeln und Geld mit dem NICHTS zu verdienen. Die LDL macht ab 2020 nur noch BEACH YOGA und empfängt Dich kostenlos ohne Scheinprobleme!

 

"Während ich mir Mühe gab, dem Blick standzuhalten, und immerzu in seine Pupillen starrte, beschlich mich das Gefühl, ins Leere zu sehen. Ja. Da war überhaupt nichts. Da war keine Persönlichkeit. Es war, als säße da eine Hülle, durch deren Einlässe ich direkt ins Vakuum blickte. Niemand. Kein Anhaltspunkt. Kein Widerstand."  Dietmar Bittrich & Christian Salvesen, DIE ERLEUCHTETEN KOMMEN (2002)

 

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